Lebensabenteuer unter Segeln

Auf der Suche nach einer interessanten Urlaubsalternative stieß ich vor mehr als 2 Jahren auf die Homepage von Meyer Segelreisen. Ein Segeltörn? Als Single-Frau suchte ich nicht nur irgendetwas, sondern etwas, wo ich mich sicher und geborgen fühlen durfte, wo es eine christliche Gesinnung gab und wo der Abenteuergeist in mir auf Entdeckungsreise gehen konnte.

Ich habe bisher an zwei wunderschönen Segeltörns teilgenommen. Das eine Mal segelten wir zu siebent mit einem modernen Küstensegler im Ionischen Meer vor Griechenland, beim zweiten Mal waren wir zu neunt mit einer hochseetauglichen Yacht in der Costa Smeralda vor Sardinien und Korsika unterwegs.

Unsere Tage begannen jeweils mit einem kräftigen Frühstück und einer anschließenden Andacht. Besonders genoss ich, dass einer unserer Mitsegler eine Gitarre mitnahm, sodass wir sogar unsere eigene Musikbegleitung zu den Liedern hatten. Ich bin an sich eine gewohnheitsmäßige Langschläferin, aber an Bord würden mich keine 10 Pferde zurückhalten können, um nicht noch vor dem Frühstück an die wunderschön verträumten, noch in der Morgensonne still liegenden Buchten in glasklar türkis-blauem Wasser hinzuschwimmen und ein wenig die Inseln, die wir angefahren haben, zu erkunden.

Das erste Ablegemanöver war etwas sehr Spannendes für mich: Unser Schiff war an einer Mooring (Vertäuungsleine) und 2 Heckleinen befestigt, die gelöst und die Leinen eingeholt werden mussten. Die Fender (Kunststoff-Stossdämper) mussten ebenfalls eingeholt und in der Backskiste verstaut werden. Noch war alles total neu. Wir starteten mit dem Motor um aus dem Hafenbecken zu kommen. Es dauerte nicht lange, bis die Segel gesetzt waren und das Schiff alleine durch die Windkraft angetrieben wurde. Wichtig war beim Segeln, dass alle verrutschbaren Gegenstände ordnungsgemäß verstaut wurden, damit sie durch die Krängung des Schiffes (wenn sich das Schiff zur Seite neigte) nicht hin und her fliegen konnten. Vor allem wurde auch darauf geachtet, dass wir unsere rutschfesten Bordschuhe anzogen. Nach dem Ablegen und Einholen des Ankers mussten alle Luken verschlossen werden, damit kein Wasser eindringen konnte.

Eines der höchsten Gebote an Bord war, Wasser zu sparen. Ich als begabte Wasserpritschlerin wurde hier zur Disziplin „gezwungen“. Auch eine wertvolle Lebenserfahrung, denn in unserer industriellen Welt ist Einschränkung zu einem Fremdwort geworden. Hier konnte ich es neu ausleben, und es klappte wunderbar.

Wir durften alle mal an das Steuer und für mich war es ein tolles Gefühl, dieses Gefährt mal unter Segeln steuern zu können. Hatte ich beim ersten Törn noch eher einen Slalomkurs eingeschlagen, wurde die Fahrt beim zweiten Törn schon geradliniger. ?

Langsam gelang es mir, die Knoten für die Anbringung der Fender an der Reling ohne vorherige „Grübel und Studier“-Übungen zu knüpfen und konnte sogar beim zweiten Törn meine Erfahrungen an die Neuankömmlinge weitergeben.

Teils gingen wir am Abend an Land essen, teils kochten wir jedoch auch selbst. Ich genoss die Self-made-Küche. Ließ ich mich beim ersten Törn noch durch die Kochkünste der erfahrenen Segler/innen verwöhnen, fasste ich beim zweiten Törn den Mut und bekochte mal selbst unsere Crew, was mir riesig Spaß machte.

Die Navigation war an Bord eines der Hauptdisziplinen. Unabdingbare Voraussetzung, um so ein Schiff sicher steuern zu können, war das Lesen der Seekarte, die Kursabsteckung, aus der Karte Untiefen (d.s. Hindernisse) zu erkennen, zu wissen, wo sich die Leuchtfeuer und Betonnungen befanden. Ein höchst spannendes Kapitel in der Seefahrt, das meine Aufmerksamkeit voll auf sich gezogen hat.

Etwas, das unweigerlich zum Gelingen oder Misslingen eines Törns beiträgt, ist die Gemeinschaft unter den Crewmitgliedern. Arbeitskollegen sprachen mir außergewöhnlichen Mut zu, weil ich es mir zutraute, mit fremden Personen auf engstem Raum zusammen zu leben und zu arbeiten. Ich erlebte diese Gemeinschaft als etwas sehr Positives. In nur 2 Wochen war es möglich, Menschen näher kennen zu lernen, an ihrem Leben Anteil zu nehmen, gute Gespräche zu führen und gemeinsam allerhand Spaß zu haben. Was für eine außergewöhnliche Gelegenheit! Ein besonderes Geschenk war es für mich auch immer, dass sich auch nach den Törns Freundschaften bis zum heutigen Tag erhalten haben.

In Streiflichtern ließ ich beim Ausklang des jeweiligen Törns die einsamen Buchten, interessante Städte und die Landschaft, die mich zu Wasser und an Land begeistert hatte, vorbeiziehen. Beim letzten romantischen Sonnenuntergang stand mein Entschluss bereits fest: Das wird mit Sicherheit nicht das letzte Abenteuer unter Segeln gewesen sein.

Claudia Syrowatka, Wien